If Walls Could Talk – Ausstellung

Die Idee

Wände bewahren Erinnerungen und Erfahrungen von Gebäuden auf. Sie können auch ein Spiegel und ein Auslöser für Erinnerungen aus unserer eigenen Vergangenheit sein, die sich in völlig anderen Umgebungen abgespielt haben. Manchmal können uns Wände und Gebäude auch Hinweise auf die Vergangenheit geben, auch wenn wir ihre wahre Geschichte nicht kennen. Diese Ideen haben das Ausstellungsprojekt mit jungen Menschen in Stuttgart inspiriert.

Die zwei Gebäude Geißstraße 7 mit Bar am Hans im Glück-Brunnen und das Alte Waisenhaus am Charlottenplatz sind Orte, an denen Stuttgarter:innen häufig vorbeikommen. Vielen Menschen sind ihre Geschichte und gegenwärtige Bedeutung für Stuttgart unbekannt.

Beide Gebäude verbindet eine schwierige Vergangenheit. In beiden Gebäuden haben zu unterschiedlichen Zeiten schutzbedürftige und von der Gesellschaft ignorierte Menschen gelebt. Inzwischen hat sich die Bedeutung der Gebäude gewandelt. In beiden Gebäuden werden unter anderem neu zugewanderte Menschen beim Ankommen in Stuttgart unterstützt. Heute stehen also beide Gebäude für eine offene und demokratische Gesellschaft.

Das Projekt

Schüler:innen der drei Stuttgarter Berufsschulen Alexander Fleming Schule, Akademie für Kommunikation und Johann-Friedrich-von-Cotta Schule im Alter zwischen 16 und 23 Jahren haben sich im Sommer 2022 im Rahmen von halbtägigen Workshops mit den Gebäuden Geißstraße 7 und Altes Waisenhaus kreativ auseinandergesetzt.

Besonders war, dass die jungen Menschen im Rahmen der Workshops die Gebäude erkundet haben, ohne ihre reale Geschichte und die gegenwärtige Nutzung zu kennen. Dadurch wurden die Gebäude und die Wände zum Spiegel für Assoziationen und Erinnerungen aus der eigenen Vergangenheit.

Die Schüler:innen haben untereinander und gemeinsam mit Erwachsenen ihre Eindrücke in einem kreativen Prozess mit Hilfe von Storytelling geteilt. Inspiriert von Details der Gebäude erzählten sie spontan ihre persönlichen Geschichten und Erinnerungen. Zudem entwickelten die Schüler:innen Ideen, wie die Gebäude in Zukunft genutzt werden sollten. Obwohl den Schüler:innen die Historie der Geißstraße 7 und des Alten Waisenhauses nicht bekannt war, verwiesen ihre Eindrücke teilweise intuitiv auf die Bedeutung der beiden Gebäude.

In der Geißstraße 7 setzten sich die Schüler:innen unter anderem mit dem Thema Wohnen auseinander. Für sie strahlte das Gebäude vor allem Ruhe, Entspannung und Geborgenheit aus. Die sich in der Renovierung befindlichen Wohnungen luden einige der jungen Menschen dazu ein, sich zu überlegen, wie es wäre, hier zu wohnen. Dies korrespondiert mit dem Zweck der Stiftung Geißstraße, neu zugewanderte Menschen mit Wohnraum zu unterstützen. Einzelne Gegenstände und der Blick aus den Fenstern wurden mit Erinnerungen aus der Vergangenheit assoziiert. Über gestalterische Mittel wurden die Spuren der eigenen Identität in Verbindung zu dem Gebäude sichtbar.

Bei der Begehung des Alten Waisenhauses interessierten sich die Schüler:innen zum einen für gestalterische Details, wie das Wappen an den Hauswänden oder für ein rotes Sofa im Flur. Zum anderen beschäftigten sie sich mit den langgezogenen Fluren, die heute Büros unterschiedlicher Organisationen beherbergen. Vormittags wirkte das Gebäude still und leer. Die leeren Flure luden die jungen Menschen ein, sich zu überlegen, wie die vielen Räumlichkeiten auch anders genutzt werden könnten – beispielsweise als WGs für neu zugewanderte Menschen. Nachmittags nahmen die jungen Menschen Geschäftigkeit und buntes Treiben im Innenhof wahr, das sich besonders zu dieser Tageszeit zeigt. Inspiriert davon reflektierten sie, wie sich Vielfalt und Internationalität vereinbaren lassen können. Auch hier griffen die jungen Menschen Themen auf, für die das Alte Waisenhaus heute steht.

Kooperationspartner*innen

Welthaus Stuttgart e.V.
Stiftung Geißstraße
Lernort Geschichte (Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft)
Ars Narrandi e.V.

Banu Pekol

Dr. Annegret Warth

 

“If walls could talk” wird im Rahmen des Aktionsfonds der Partnerschaft für Demokratie Stuttgart und durch das Bundesprogramm “Demokratie leben!” des BMFSFJ gefördert.